Durch klimatische Veränderungen und die stetig wachsende Weltbevölkerung wird Trinkwasser ein immer knapperes Gut. Dies gilt besonders für bevölkerungsreiche Länder wie Indien, in denen über 500 Millionen Menschen keinen, oder nur einen erschwerten Zugang zum Trinkwasser besitzen. Um diesen Missstand zu beheben und eine flächendeckende Wasserversorgung zu ermöglichen, geht die indische Regierung zukunftsweisende Wege. Gemeinsam mit der Landesagentur für Umwelttechnik und Ressourceneffizienz Baden-Württemberg und dem Fraunhofer-Institut für Grenzflächen und Bioverfahrenstechnik IGB werden in rund 100 sogenannten „Smart Cities“ Methoden zur effektiven Trinkwassernutzung erprobt. Eine davon ist die Stadt Solapur im westindischen Bundesstaat Maharashtra.
Der Wasserbedarf der Millionenstadt wird hauptsächlich durch den über 100 Kilometer entfernten Ujani-Stausee gedeckt, die Wasserqualität wird allerdings durch die Einleitungen nahegelegener Siedlungen stark beeinträchtigt. Um detaillierte Informationen über die Rohwasserqualität in den Wasserwerken zu erhalten und gezielte Maßnahmen zur Verbesserung der Trinkwasserversorgung abzuleiten, soll die Beschaffenheit des Wassers über ein Online-Wasserüberwachungssystem kontinuierlich überprüft werden.
Wassergewinnung aus dem Stausee
Verantwortlich für die technische Realisierung dieser Anforderungen war die JUMO Engineering-Abteilung in Fulda; die Bauleitung in Solapur wurde über die indische Tochtergesellschaft von JUMO abgewickelt. Zum Einsatz kam neben digitalen Sensoren der digiLine-Familie auch das neue Automatisierungssystem JUMO variTRON 300. Die Prozessvisualisierung sowie die Erfassung, Auswertung und Archivierung aller relevanten Daten erfolgte über die innovative JUMO Cloud.
Durch den Aufbau eines intelligenten JUMO digiLine-Sensornetzwerkes können Parameter wie Durchfluss, Leitfähigkeit, Säuregehalt und Trübung mit einem einzigen System gemessen werden, was die Verkabelung der einzelnen Messstellen deutlich schneller und effizienter gestaltet. Erforderlich ist lediglich eine einzige digitale Signalleitung zum weiterverarbeitenden JUMO variTRON 300. Herzstücke des cleveren Automatisierungssystems sind eine leistungsstarke CPU mit einem 800 MHz Single-Core-Prozessor und ein kundenspezifischer Konfigurations- und Prozess-Dateneditor.
Gesammelt werden die Daten in der JUMO Cloud, die über alle gängigen Browser einen weltweiten Zugriff auf die Messdaten ermöglicht und sich durch eine hohe Sicherheit sowie wertvolle Visualisierungs-, Alarm- und Planungsfunktionen auszeichnet. Die detaillierte Datenauswertung mit anschließenden Handlungsempfehlungen erfolgt vierteljährlich über das Fraunhofer IGB.
Das realisierte Showcase-Projekt in Solapur
Digitale Wasserüberwachung
JUMO leistet mit seiner Expertise und seinen Lösungen einen wichtigen Beitrag zu einem ressourcenschonenden Wassermanagement und schult die örtlichen Betreiber hinsichtlich eigenständiger Überwachung und Optimierung der Wasserwerte. Das Innovationszentrum Wasser in Solapur zeigt, wie wichtig die Zusammenarbeit einzelner Branchen zur Lösung globaler Umweltprobleme ist. Ohne das Netzwerk des German Water Partnership e. V., in dem sich rund 350 Fachfirmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen aus dem Bereich Wasser und Abwasser zusammengeschlossen haben, wäre eine derart effektive Zusammenarbeit in Sachen nachhaltiger Wasserwirtschaft nicht möglich gewesen. Das Projekt besitzt daher auch für andere Städte und Regionen Modellcharakter.